Frankenwein

Im Vergleich mit den zwölf anderen deutschen Weinbaugebieten belegt Franken mit derzeit rund 6000 Hektar Rebfläche einen guten Mittelfeldplatz. Obwohl das Gebiet über eine Vielzahl herausragender Einzellagen verfügt, sind ingesamt gut 40 Prozent des Gebiets mit den Massenträgern Müller-Thurgau und Bacchus bestockt. Lediglich 23,6 Prozent beträgt der Anteil des Silvaners, also jener Rebsorte, die das Renommée des Frankenweins seit ihrer ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1659 maßgeblich begründet hat.

 

Bis 2011 war das Weinbaugebiet Franken in die drei Bereiche Mainviereck, Maindreieck und Steigerwald untergliedert. Durch eine Neuordnung entstanden zwölf neue Bereiche, deren Namensgebung mit wenigen Ausnahmen alles andere als gelungen ist. Sie dürften sich in der Praxis allenfalls in Churfranken und im Alzenauer Weinland durchsetzen. Welche Verbrechen gegen die Muttersprache die geistigen Urheber dieser unsäglichen Reform begangen haben, dokumentieren die Wortschöpfungen MainSüden und Abt Degen Weintal eindrucksvoll. Main Himmelreich sollte wohl besonders einfallsreich klingen, wirkt jedoch eher einfaltsreich.

 

Drei Bodenformationen bestimmen die verschiedenen Charakteristiken der Frankenweine. Der rote Buntsandstein ermöglicht in Churfranken die Erzeugung herausragender Rotweine, insbesondere vom Spätburgunder. Aber auch der Portugieser kann hier zur Hochform auflaufen, wenn seine Erträge streng begrenzt werden. Mit dem steilen, terrassierten Klingenberger Schlossberg verfügt die Region zudem über eine nicht nur optisch besonders exponierte Einzellage. Hervorragende Rotweine können aber auch in den Nachbargemeinden Erlenbach – der Erlenbacher Hochberg ist die unmittelbare Verlängerung des Schlossbergs –, Großheubach und Bürgstadt entstehen. Die Spätburgunder vom Buntsandstein zeigen besonders vielschichtig und ausdrucksstark, ohne dabei üppig oder gar schwerfällig zu wirken.

 

Dem Main von Klingenberg aus weiter stromaufwärts folgend, gewinnt mehr und mehr der Weißwein an Bedeutung. Der Übergang vom Buntsandstein zum Muschelkalk ist in den Abbruchkanten des Homburger Kallmuth eindrucksvoll sichtbar. In Würzburg stoßen wir auf eine weitere bereits seit Jahrhunderten bekannte Spitzenlage, den Stein, die allerdings im Zuge des deutschen Weingesetzes von 1971 von ihrer ursprünglichen Größe auf 85 Hektar aufgebläht wurde. Großartige Lagen sind in Würzburg aber auch die Innere Leiste und die für den Rieslinganbau prädestinierte Abtsleite. Im Nachbarort Randersacker zählt der Pfülben mit zu den besten Einzellagen Frankens. Silvaner vom Muschelkalk bestechen durch feine, gelbfruchtige Aromen und ein cremiges Mundgefühl.

 

Am Steigerwald stoßen wir auf die dritte Bodenformation Frankens, den Gipskeuper. Rund um Iphofen liegen mit dem Iphöfer Julius-Echter-Berg und dessen eher westlich exponierte Verlängerung, dem Rödelseer Küchenmeister, weitere bekannte Lagen, die im wesentlichen dem Silvaner vorbehalten sind. Der Gipskeuper verleiht dem Silvaner eine tiefgründige Mineralität, in der Aromatik spielen häufig an Melone erinnernde Fruchtnoten die Hauptrolle.

 

Gastbeitrag von Werner Elflein

 

18.05.2017

Neue Wege fränkischer Winzer