Pekingente

Pekingente
Allein der Name ist Respekt einflößend. Erinnert an die chinesische Mauer und an Mao.
Unsere letzte Pekingente hatten wir 2008 im China-Garten in Korschenbroich gegessen. Dort gehen Patienten aus der Reha gerne hin, wenn sie die Reha-Küche satthaben. Sofern sie wieder einigermaßen laufen können.
Wikipedia:
Die Pekingente (chinesisch 北京烤鴨 / 北京烤鸭, Pinyin běijīng kǎoyā) gehört zu den berühmtesten Gerichten der chinesischen Küche. Ihre Herstellung ist sehr aufwendig – sie wird daher meistens in spezialisierten Restaurants zubereitet und verzehrt. Das Rezept für die Pekingente stammt aus der Ming-Dynastie.
Die für das Gericht namensgebenden Pekingenten erhalten während der letzten zwei Wochen vor der Schlachtung besonders gehaltvolles Futter und werden während dieser Zeit an der Bewegung gehindert, damit ihr Fleisch zart und die Haut dünn"wird. Schlachtreife Tiere wiegen zwei bis drei Kilogramm.
https://de.wikipedia.org/wiki/Pekingente_(Gericht)
Eine Pekingente kann man also selber nicht zubereiten, indem man einfach eine "normale" Ente beim Geflügelhändler kauft. Da muss man schon ein Restaurant mit chinesischer Küche aufsuchen. Aber genau das tue ich nicht mehr. Habe einmal mitbekommen, wie eine Schüssel Reis, die ein anderer Restaurantbesucher zurückgehen ließ, auf meinem Teller landete, weil das Personal mich offenbar für so blind hielt, dass ich das nicht bemerken würde. So etwas prägt für alle Zeiten, jetzt leiden auch alle chinesischen Restaurants in ganz Deutschland darunter, dass ich sie ignoriere.
Alle ? Nein, nicht alle. Dennis Kwong aus Hamburg genießt das Privileg, mich beliefern zu dürfen. Wenn er mich auch nicht persönlich kennt.

Für die Pekingente reisten schon chinesische Politiker und Stars wie NBA-Basketballspieler Ming und Starpianist Lang Lang an.
Als ich mal wieder im Internet herumschnöfte, kam mir eine Seite unter, die sich "Voila" nennt und über die man fertige Speisen von Spitzenköchen bestellen kann, die dann per Postpaket kommen. "Europas beste Restaurants, deutschlandweit geliefert", lautet deren Slogan.
Dem Angebot "Peking-Ente" konnte ich nicht widerstehen.
Das Paket hat der DHL-Bote einfach ohne zu klingeln am 30.09. in aller Frühe vor die Haustür gestellt. Wie das halt so ist, seitdem im alten Jahrtausend der damalige Postminister Schwarz-Schilling von der CDU (sinnigerweise Sinologe) dafür gesorgt hat, dass die Bundesbehörde Post zur Aktiengesellschaft vergewaltigt wurde, die sich an Bürgerrechte offenbar nicht mehr zu halten braucht.
Aus dem Paket heraus kam eine dicke Stofftüte, die ich zunächst im Kühlschrank deponierte.
Die dazugehörige Beschreibung:




Dazu noch ein wunderschönes Reklamebild. Wem würde da nicht das Wasser im Munde zusammenlaufen:

Als ich die gefütterte Stofftüte am nächsten Tag aus dem Kühlschrank holte, kamen mir zuerst einige noch halb vereiste Kühlpackungen entgegen. Optimal, dachte ich mir. So kann man wirklich Lebensmittel durch ganz Deutschland schicken, sogar wenn sie von DHL gebracht werden.
Inhalt: die Ente, etwas Gemüse, Sauce, Pfannküchlein und ein dazugehöriger Holzteller mit Deckel. Auch alles optimal und so konnte ich mir auch den nicht unerheblichen Preis erklären, der bei meinen treuen Lesern den begründeten Verdacht erhärten würde, ich sei dekadent.

Von nun an übernahm Marianne die Regie. Es hat alles geklappt. Die Ente hat wirklich sehr gut geschmeckt, hervorragend die Sauce und die Pfannküchlein. Ist wirklich etwas Besonderes. Dazu tranken wir einen französischen Rotwein Gilles Chabbert Aires Hautes Reserve, geliefert von der Weinhalle in Nürnberg.

Allerdings hat Voila den Oberkellner nicht mitgeliefert, der die Ente am Tisch tranchiert. Das muss ich schon bemängeln. Eine Ente hat nämlich bekannterweise Knöchelchen. Deswegen sah es auf unseren Tellern etwas chaotisch aus und nicht so aufgeräumt, wie auf dem Bild oben.
Wenn Sie mich also fragen würden, ob wir das Experiment wiederholen werden, reagiere ich etwas verhalten. Ich glaube eher nicht. Lieber lassen wir uns die Pekingente in einem chinesischen Lokal mit Niveau am Tisch tranchieren. Wo nicht der Reis vom Nachbartisch auf dem kleinen Umweg durch die Küche auf unsere Teller kommt.
Solche Lokale soll es ja geben. Vielleicht geben Sie mir 2036 einen Tipp.
Heinz Elflein
01.10.2022