Fleischersatz vom Computer
Irgendwann merkt man, dass wir uns in einer absoluten Neuzeit befinden. Dass ich jemals solch einen Artikel schreiben würde, hätte ich noch vor einigen Jahren nicht gedacht. Hätte eher an ein Hirngespinst oder Scherz geglaubt, wenn ich es irgendwo gelesen hätte.
Mit einem Computer kann man eine ganze Menge machen. Das weiß jedermann. Mit Computer-gesteuerten Druckern kann man inzwischen ganze Häuser bauen. Wenn es ein sogenannter 3D-Drucker ist. Davon haben sicher inzwischen auch viele gehört.
3D-Drucker heißen die Geräte, weil man damit dreidimensionale Objekte schaffen kann. Da kommt Schicht auf Schicht aus dem Drucker heraus und fügt sich irgendwie zusammen. Beeindruckende Technologie. Das Neueste: (gelesen am 28.10.2020, Drohnenschwärme als Teil der modernen Kriegsführung. Die Mini-Drohnen lassen sich kostengünstig durch 3D-Druck herstellen.)
Ein Filetstück in der Pfanne ist auch dreidimensional. Somit ist es eigentlich folgerichtig, dass jemand auch auf die Idee gekommen ist, essbares zu drucken.
Doch wenn Gourmets im Restaurant ein saftiges Steak bestellen, ist das Fleisch zwangsläufig immer noch tierischer Herkunft.
Bis jetzt. Denn nun ist eine Kreation auf dem deutschen Markt, die dem Rindersteak Konkurrenz machen soll: Das erste Filetsteak aus dem 3D-Drucker, hergestellt aus rein pflanzlichen Zutaten. „Ab sofort steht es für Restaurants in Deutschland zur Verfügung“, sagt Eshchar Ben-Shitrit, Gründer des israelischen Start-ups Redefine Meat.
Wirtschaftswoche:
Die niederländische Firma Meatable präsentiert ihre erste Wurst, die aus Zellkulturen gezüchtet wurde. Fleisch ohne Leid könnte die Zukunft sein.
Dass der enorme Fleischkonsum der Menschheit weder ethisch noch ökologisch zu rechtfertigen ist, dürfte den meisten mittlerweile einleuchten. Die moderne Tierzucht in ihren heutigen Ausmaßen ist einer der größten Klimaschädlinge. Schlachthöfe, Massentierhaltung und nicht zuletzt ein nicht zu unterschätzender Beitrag der Fleischindustrie zur Entstehung neuartiger Krankheitserreger – den Nachteilen des Fleischessens steht am Ende des Tages nur ein Argument gegenüber: der Geschmack.
https://t3n.de/news/redefine-meat-deutschland-drucker-fleischersatz-1351503/

Das Filetstück auf diesem Bild wurde von Redefine Meat gedruckt. Die Firma
"will mit seinen eigens dafür entwickelten 3D-Druckern den Markt für Fleischersatzprodukte umkrempeln. Der eigentliche Fleischersatz besteht zwar wie bei vielen Mitbewerbern aus pflanzlichen Produkten, durch die Drucktechnik soll es jedoch möglich sein, beispielsweise die Fett- und Muskelstruktur eines Steaks möglichst genau nachzubilden.
Ein weiterer Vorteil: Die 3D-Drucker können da aufgestellt werden, wo sie gebraucht werden. Das pflanzliche Rohmaterial könnte dann direkt aus der Region angeliefert werden, wodurch die Technik nach Ansicht des israelischen Startups weitere CO2-Emissionen einsparen könnte." (Zitat Wirtschaftswoche).
Wer in Düsseldorf so etwas essen möchte, muss hierhin gehen:
The ASH Düsseldorf: Kaiserswerther Str. 215, 40474 Düsseldorf
Telefon: 0211 97264121
Zu den 110 deutschen Restaurants, die heute schon Hack und anderes Fleisch von Redefine Meat beziehen und die auch das gedruckte Steak servieren dürften, zählen unter anderem die Steakkette The Ash, die etwa in Düsseldorf und Köln vertreten ist, und das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant Golvet in Berlin. Im viertel Quartal 2022 sollen hunderte weitere Restaurants in Deutschland Produkte von Redefine Meat in ihre Speisekarten aufnehmen.
Gute Argumente für das Steak aus dem 3D-Drucker. „Wir tun das, was die Kuh macht - nur ohne die Kuh“, sagt Redefine-Meat-Gründer Ben-Shitrit. Aus pflanzlichen Zutaten erzeugt sein Team, knapp 300 Mitarbeiter stark, Fasern, Fette und eine Flüssigkeit, die tierischem Blut ähneln soll.
Die Speisekarte von the Ash in Düsseldorf findet man hier:
https://www.the-ash.com/restaurants/duesseldorf
Speisen von Redefine Meat stehen drauf.
Auszug aus der Speisekarte:
REDEFINE MEAT™ FLANK STEAK
+ Portweinjus
plant based flank style
+22.50
share & taste full flank 300 g
+42.00
Dass ich im English-Wörterbuch nachlesen muss, um dies zu verstehen, würde mich grundsätzlich schon mal stören.
Bei Open Table kann man nachlesen, wie es den Gästen geschmeckt hat.
https://www.opentable.de/r/the-ash-dusseldorf-3
Meine erste flüchtige Einsicht hat mir allerdings aufgezeigt, dass die Gäste von lauter Musik gestört wurden. Kommentar: " Es war sehr voll und laut, man konnte sich kaum unterhalten". Eine spezielle Rezension für ein Redefine-Gericht habe ich nicht gefunden.
Meine erste vorläufige Bewertung, so ganz als reiner Schreibtischtäter:
Wir werden vorläufig nicht hingehen. So groß kann die Neugier auf ein Gericht, das nach Anweisung eines Programmierers generiert worden ist, gar nicht sein, um ein Wartesaal-Ambiente mit Geräuschkulisse zu akzeptieren. Sollte ich jedoch irgendwann lesen, dass ein begnadeter Feinschmecker das gedruckte "Fleisch" nicht von einem echten unterscheiden konnte, werde ich das überdenken. Ist vielleicht unfair, muss aber im Moment so sein.
Obwohl, siehe oben:
Fleisch ohne Leid könnte die Zukunft sein.
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Konkurrenten setzen auf Pilze und Zellkulturen
Aber die Konkurrenz schläft nicht. Erst vor wenigen Tagen hat das Start-up Steakholder Foods, ebenfalls aus Israel, 3D-gedrucktes Rindfleisch vorgestellt, das so fein marmoriert sein soll wie Wagyu-Fleisch. Anders als Redefine Meat setzt der Wettbewerber auf kultiviertes Rindfleisch: Muskel- und Fettgewebe, das die Gründer aus Rinderstammzellen gewinnen und Schicht für Schicht drucken.
Für das kultivierte Fleisch brauchen die Gründer von Steakholder Foods allerdings noch die Zulassung der jeweiligen nationalen Lebensmittelbehörden. Auch gilt es als Herausforderung, kultiviertes Fleisch vom Labor in die Massenfertigung zu bringen.
Schon 2019 beteiligte sich die PHW-Gruppe im Rahmen einer Finanzierungsrunde in Höhe von insgesamt sechs Millionen US-Dollar an Redefine Meat. Die PHW-Gruppe ist der größte deutsche Geflügelzüchter. Zu den Marken des Lebensmittelkonzerns gehören unter anderem Wiesenhof und Bruzzler.
Ebenfalls interessant: Fleischalternative auf Pilzbasis: Berliner Startup Mushlabs erhält 10-Millionen-Investment
Biotech-Unternehmen, das die Fermentation nutzt, um aus den Wurzeln von Pilzen die nächste Generation nachhaltiger Lebensmittel und Fleischalternativen zu schaffen.
Wenn das so weitergeht, womit ich eigentlich rechne, wird es wohl in Zukunft nicht mehr nötig sein, Tiere aufzuziehen um sie später zu meucheln. Mit all seinen positiven Auswirkungen auf die Umwelt.
Heinz Elflein
23.10.2022